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Was aber, wenn Eurydike gar nicht zurück will? Die männlichen Erlösungsphantasien verlieren ihren Reiz und die Schatten des Hades den Schrecken. Es bleibt das Glück des Nicht-Mehr-Angeschaut-Werden-Müssens. Elfriede Jelinek nähert sich dem Orpheus-Mythos von der Rückseite – sie spielt in SCHATTEN (Eurydike sagt) mit der Möglichkeit einer unmöglichen Sprechposition, in der das Objekt der Begierde selbst zur Sprache gelangt.
Termine
18. Okt bis 5. Nov 2016 und
31. Aug bis 5. Sept 2017 im F23 in Wien Liesing
Premiere am 13. Okt 2016
April 2017 im Odeïon Salzburg
März 2018 im Salzlager Hall
Besetzung
mit Sarah Melis Christina Scherrer Alexandra Sommerfeld
Spielfassung und Inszenierung Sabine Mitterecker Klangregie und Live-Elektronik Wolfgang Musil Raum Notker Schweikhardt und Veronika Tupy Kostüme Amélie Haas Dramaturgie Uwe Mattheiss
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Presse
Sabine Mitterecker teilt den Text auf drei Schauspielerinnen auf…Ihre durch Mikroports verstärkten Stimmen schweben, auch wenn man gerade nicht weiß, wo sich die Körper dazu befinden, wie Schatten im Raum. Der fein gearbeitete Text wirkt dadurch umso frischer, und alle drei Eurydiken erhalten plastische Persönlichkeiten, denen man nur allzu gerne ihr eigenes Rockkonzert gönnt.
Martin Pesl | FALTER
In der ehemaligen Sargerzeugung F23 (wie passend) nützt Sabine Mittereckers Inszenierung die abgerockte Patina der Industriehalle.
Das Publikum bewegt sich frei als mäandernde Menge, in die die Schauspielerinnen immer wieder Redeschneisen schlagen und den von Witzen unterwanderten Text so am Atmen halten.
Margarete Affenzeller | DER STANDARD
…mit den hervorragenden Schauspielerinnen Sarah Melis, Christina Scherrer, Alexandra Sommerfeld und dem Klangregisseur Wolfgang Musil in Wien-Liesing…eindrucksvoll!
Florian Krenstetter | Kronen Zeitung
Interview Margarete Affenzeller | Sabine Mitterecker in DER STANDARD
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Texte
Mit SCHATTEN (Eurydike sagt) folgt Elfriede Jelinek den Spuren von Ovid, Monteverdi und Sigmund Freud. Sie unternimmt eine Expedition ins Unbewusste, an den Ort der Beschränkungen dessen, was wir für unsere Freiheit halten. Schatten wirft die Welt vor allem dort, wo das Licht der Vernunft hell erstrahlt. Die Aufklärung bringt neue Mythen hervor.
Einer dieser Mythen war das perfekte Paar, Mann und Frau als ideale Ergänzung, die vollständige Aufteilung der Welt in binäre Einheiten. Sein Held ist Orpheus, der antike Sänger, dessen Magie Flüsse zum Stillstand bringt und die Grenzen des Todes überwindet.
Was sagt eigentlich Eurydike dazu, die er mit seinem Gesang aus dem Hades ins Leben zurückholen will? Ihr gelten die schönsten Liebesschwüre der Musikgeschichte, von ihr selbst hört man über die Jahrhunderte wenig. Hat einmal mehr ein Mann eine Frau zum Verstummen gebracht, die sich als Objekt in die Projektion des männlichen Begehrens fügt?
Die weiblichen Stimmen bei Elfriede Jelinek sagen zum Ende hin dezidiert nein dazu. Was zwischenzeitlich durchaus schwerfällt, locken doch Komplimente, Treueschwüre, Pensionsansprüche und eine „gut gefüllte Liebesbrieftasche“. Mr. Right scheint näher zu kommen, aber niemand geht mit. Die romantic comedy findet nicht statt. Der Hades ist hier keine Sphäre der Entsagung, sondern ein lustvoller Ort unverhoffter Freiheiten, an dem das letzte Wort „ich bin“ lautet.
Zeile für Zeile entwirrt die Nobelpreisträgerin in SCHATTEN (Eurydike sagt) das Geflecht aus unbewussten Prägungen und realen Machtverhältnissen, das die Geschlechter gleichermaßen aneinander fesselt und voneinander entfernt.
Sabine Mitterecker, Wolfgang Musil, Sarah Melis, Christina Scherrer und Alexandra Sommerfeld haben sich auf den Weg gemacht, die Topografie von Elfriede Jelineks Text“fläche“ zu vermessen, einzelne Stränge der Sprachkomposition im Raum zu entfalten. Die Präsenz der Körper und die Bilder, die die Sprache evoziert, verleihen den Worten in der Aufführung eine fragile Existenz über die Textvorlage hinaus, die mit allen Sinnen erfahrbar wird.
Das Theater geht mit SCHATTEN (Eurydike sagt) im F23 an die einstige Peripherie der Stadt, die zu einem Brennpunkt ihrer Ausbreitung geworden ist und erschließt damit neues Publikum abseits des innerstädtischen Kulturbetriebes.
Einladungen
April 2017 im Odeïon Salzburg
Im März 2018 im Salzlager Hall im Rahmen von Innsbruck International mit Osterfestival Tirol
Weitere Beteiligte
Technische Leitung und Lichtdesign Tom Barcal Regieassistenz und Abendspielleitung Moritz Tonn Tontechnik Thomas Planitzer Tonassistenz Shayan Assadi und Wagner Felipe dos Santos (am Cajón) Maske Tina Wingrich Produktion Siglind Güttler Pressebetreuung Barbara Pluch Dokumentation Joerg Burger
Vorverkauf und Abendkassa Veit Mitterecker
Assistenz Innsbruck Susanne Preißl
Tonbearbeitung unter Verwendung der Software greenspec von Günther Rabl
Artwork/Grafik/Fotos 3007 Eva Dranaz, Jochen Fill
Plakatfoto ©Karin Rocholl
Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag
Fördergeber
Ermöglicht durch Kulturabteilung der Stadt Wien MA7, Bundeskanzleramt Österreich
Dank an Waltraud Bachinger HMA Architektur ImPuls Tanz – Vienna International Dance Festival Bezirk Liesing Klangfarbe Architekt Wolfgang Mitterecker Roswitha Müllauer Salon Er-Ich Rotraut Schöberl Weinbau Kemetner und alle Spenderinnen und Spender