Nichts Schöneres
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©theater.punkt | Alexandra Sommerfeld

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Nichts Schöneres

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Oliver Bukowski

Österreichische Erstaufführung in einer Koproduktion mit dietheater Künstlerhaus

ALLES.
DAS GANZE.
KEIN WORT.
WAHR.


Die Rollenbilder, die Oliver Bukowski anspricht und zu denen er seine Heldin distanzierend in Bezug setzt, laden ein, mit Alexandra Sommerfeld und für diese Mechthild Magda Huschke Weiblichkeitsallmachtsfantasien über die Selbstinszenierungsversuche möglicher Identitäten zu entwickeln. Dem Voyeurismus der dann doch noch binär und patriarchal geprägten Gesellschaft und der daraus resultierenden Erwartungshaltung ‚der Frau‘ an sich selbst wollen wir damit ein Schnippchen schlagen. Für die Inszenierung bringt das Spielangebote – das Theater zeigt offen, was es vermag, seine Mittel, sein Funktionieren, das lustvolle Ächzen der Maschinerie.

>>> Nestroy-Preis 2000 „Beste Off-Produktion” <<<

Termine

14. – 22. Jan 2000 in dietheater Konzerthaus Wien

19. – 28. April 2001 Wiederaufnahme in dietheater Konzerthaus Wien

Premiere am 13. Jan 2000

16. bis 20. Okt 2002 Posthof Linz

Besetzung

mit Alexandra Sommerfeld


Inszenierung Sabine Mitterecker Raum Notker Schweikhardt Kostüm Cerny&Wolf Dramaturgie Uwe Mattheiss

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Presse

„Zu entdecken ist an diesem Abend aber nicht nur ein interessanter Autor, sondern auch eine tolle Schauspielerin: Alexandra Sommerfeld hat vielleicht noch nie so viel zeigen können wie hier.“
Wolfgang Kralicek / Falter

„Von den Deutungsangeboten, die diese ungewöhnliche Produktion macht, sollte die Freie Szene eine schöne Weile lang zehren. Mechthild macht´s möglich.“
Ronald Pohl / DER STANDARD

„Alexandra Sommerfeld gelingt in der klug distanzierenden Inszenierung von Sabine Mitterecker ein kleines Off-Theater-Wunder. „Nichts Schöneres“ thematisiert die Einsamkeit, den sozialen Tod – ganz ohne kulturpessimistische Larmoyanz, ohne feministische Besserwisserei und auch ohne literaturkünstlerische Eitelkeit.“
Wolfgang Reiter / profil

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Texte

Als Königin im Plattenbau


Wien - Mechthild Magda Huschke ist auf den ersten Blick aus demselben löcherigen Märchenstoff gewebt wie Werner Schwabs abortschmutzige, viel weiter südlich amtierende Präsidentinnen: ein besonders zierliches Fantasiegeschöpf des hierorts wenig bekannten Cottbuser Dramatikers Oliver Bukowski, Jahrgang 1961 und als Anwalt „östlicher" Befindlichkeiten immerzu erst auf dem Sprung, ein Star zu sein. Mechthild trägt ein Frauenhaupt voll Blut und Wundern auf ihren schmalen Schultern. Sie ist begabt mit einer irrealen Fantasie aus Gesinnungsrückständen. Sie ist aber auch geschlagen mit einem illusionären Hausverstand, der sie über ihren erotischen Plattenbauhorizont zuverlässig hinausträgt.


Der Trick in Bukowskis Monolog, den die Schauspielerin Alexandra Sommerfeld im dietheater Konzerthaus als verrätseltes Königinnendrama aufopfernd mehrdeutig spielt, ist zugleich auch das Schnippchen, das sich diese Mechthild wie durch ein Wunder selber schlägt. Nichts Schöneres lautet der Titel dieser im Original aus sächselnden und berlinernden Anteilen gestückelten Wunschphantasmagorie.


Sie macht erfahrbar, wie jemand die schmutzigen Ekelbrocken des Lebens in ein unantastbares Heldinnendenkmal umgießt. Und sie lässt wie zum Hohn keinen Zweifel daran, dass Mechthild, die auf dem Rücken liegend die Beine spreizt und mit mokantem Mund nach Zustimmung im Publikum heischt, im heitersten Wahn lebt: Ihr Krankheitsbild ist zugleich die Bedingung einer wunderbaren Glückseligkeitstherapie.


Und die beginnt im biografischen Irrgarten einer Elendshausfrau, die ihren dumpfen Mann in den Häcksler gesteckt hat, die sich im Frauengefängnis „untenrum" lecken ließ und, auf freien Fuß gesetzt, nach Aufgabe einer Kontaktannonce ihre Erfüllung findet in den Armen eines erbärmlichen, ,,tropfenförmigen", grauenhaft dichtenden Hobby-Poeten.


Regisseurin Sabine Mitterecker und das Team von Theater.Punkt verweigern alle Angebote, die zur gemütvollen Verschwisterung mit Mechthild einladen könnten; hingegen spielt Sommerfeld immer einen Fußbreit neben der Figur. Sie holt vor einem ovalen Gefängnis aus Tuch auf einem dreistufigen Podium die Herz- und Schmerzangebote wie abgelegte Masken aus dem bürgerlichen Seelenfundus. Sie inszeniert ihre Doppelrolle als Hure und Herrscherin im Reifrock mit samtenem Halsgitterband auf einem unsichtbaren Hochseil, über dem Abgrund ihres mutmaßlich zerrütteten, aber unrettbar heiteren Gemüts.

Von den Deutungsangeboten, die diese ungewöhnliche Produktion macht, sollte die „Freie Szene" eine schöne Weile lang zehren. Mechthild macht's möglich.


Ronald Pohl | DER STANDARD | 13. Jan 2000

Preise

NICHTS SCHÖNERES wurde mit dem erstmals in diesem Jahr vergebenen Nestroy-Preis 2000 in der Kategorie „Beste Off-Produktion“ ausgezeichnet

Weitere Beteiligte

Sounddesign Sinus Regieassistenz Wolfgang Schuster Hospitanz Sonja König Werkstätte Ernst Wolzenburg

Fotos @theater.punkt

Aufführungsrechte Gustav Kiepenheuer Theater und Medien

Fördergeber

Mit freundlicher Unterstützung von Kulturabteilung der Stadt Wien MA7  .KUNSTbundeskanzleramt  Wiener Städtische Versicherung